Jüdisch-amerikanische
Universität:
Ein amerikanisches College eröffnet in
Berlin
Für 6.000 Euro Jahresbeitrag
sollen im ersten Jahr rund 30 Studenten ein Studium in "Business,
Management und Administration" beginnen können. Zugleich gibt es die
Möglichkeit, Wahlfächer zu jüdischen Studien zu belegen
Von Philipp Gessler
Berlin bekommt eine neue Hochschule - und
das auch noch geschenkt. Am idyllischen Rupenhorn nahe des Stößensees
vor Spandau soll schon im Herbst ein amerikanisches College eröffnen.
Studenten mit englischen Sprachkenntnissen sollen auf dem "Touro College
Berlin" einen amerikanischen Studiengang in Betriebswirtschaftslehre mit
dem Abschluss "Bachelor of Science in Business, Management and
Administration" absolvieren können. Der kleine Haken: Ein Studienjahr
wird die Lernwilligen 6.000 Euro kosten.
Gegründet wurde das "Touro College" von
Bernard Lander (89), der ähnliche Hochschulen bereits in New York,
Kalifornien, Israel und Russland aufgebaut hat. Insgesamt studieren an
diesen Colleges rund 15.000 junge Menschen. Kurse werden auch in China
und Vietnam angeboten. Erstmals, so die Gründungsdirektorin Sara
Nachama, werde in Deutschland eine jüdisch-amerikanische Universität
eröffnet, die sowohl jüdischen wie nichtjüdischen Studentinnen und
Studenten offen stehe.
Das Touro College Berlin will neben dem
dreijährigen BWL-Studium auch obligatorische geisteswissenschaftliche
Kurse anbieten. Sie sollen Einblicke in die amerikanische Kultur geben
und die "internationale Verständigung fördern". Zudem werde es die
Möglichkeit geben, Wahlfächer zu jüdischen Studien zu belegen. Zum
geisteswissenschaftlichen Angebot gehören Kurse in Englisch, einer
zweiten Sprache und im Fach "Personal Development", in dem es vor allem
um die Förderung von "Leadership"-Fähigkeiten gehen soll, wie Herwig
Haase sagte. Der Rektor der Europäischen Wirtschaftsschule (ESCP-EAP)
wird für den ersten Studienjahrgang als ehrenamtlicher Dekan tätig sein.
Lander, der Soziologie-Professor und im
Beraterkreis der US-Präsidenten Eisenhower, Kennedy und Johnson war,
sieht in dem Aufbau der Hochschule zugleich einen Beitrag zur
deutsch-amerikanischen Verständigung. Er bedankte sich beim Berliner
Senat für seine Hilfe: Dessen Unterstützung besteht faktisch jedoch nur
darin, das "Haus am Rupenhorn" günstig an das Touro College zu
vermieten. Das Anwesen wurde von einem jüdischen Unternehmer gebaut, der
es 1933 zu einem Spottpreis verkaufen musste. Später wohnte hier der
Reichskirchenminister des NS-Regimes, nach dem Krieg war im eleganten
Zwanzigerjahre-Bau eine Jugendbildungsstätte untergebracht.
Der College-Präsident rechnet im ersten Jahr
mit mindestens 20, vielleicht aber auch mit 100 BWL-Studenten.
Stipendien soll es auch geben. Und noch eine gute Nachricht verkündete
Lander: "Ich habe die Stadt nicht um Geld gefragt und werde nicht danach
fragen."
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