antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Jüdische Weisheit
 
Sie finden hier zahlreiche Artikel aus dem 90er Jahren, d.h. aus den Anfangsjahren des WWW. Aktuellere Meldungen finden Sie im Nachrichtenarchiv unter Jüdisches Leben in Deutschland..., Antisemitismus, Rechtsextremismus..., Europa und die Welt... oder in den täglich aktuellen Nachrichten von haGalil.com...
Etliche Artikel in diesem Ordner entsprechen in Formatierung und Gestaltung nicht den heutigen Internetstandards. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Unterwegs?
Besuchen Sie auch die Seiten zu jüdischen Führungen in Berlin...

Berlinale 2004:
Out of the Forest – Mikivun haya'ar

?????? ????

Von Iris Noah

"Wir sind eines Tages durch Tel Aviv gegangen und haben uns gefragt, was würden wir machen, wenn neben unserem Haus Löcher ausgehoben und Menschen erschossen würden?" Diese Frage bildete den Ausgangspunkt der Regisseure Limor Pinashof und Yaron Kaftori Ben Yosef für ihre Dokumentation über Ponar. Der kleine Ort mit ein paar Hundert Einwohnern liegt 15 Kilometer von Wilna (Vilnius) entfernt. Vom dortigen Ghetto, in dem Deportationszüge aus ganz Europa ankamen, würden etwa 100 000 Menschen – davon 70 000 Juden – nach Ponar gebracht und dort vor aller Augen erschossen.

Der polnische Autor Kazimierz Sakowicz hat zwischen Juli 1941 und Juni 1942 seine Beobachtungen aufgezeichnet. Vom über Stunden andauernden Geräusch der Erschießungen berichtet er genauso nüchtern und emotionslos wie über das Wetter des jeweiligen Tages. In vergrabenen Limonadenflaschen blieben seine Aufzeichnungen erhalten.

Zwei Überlebende sind aus Israel angereist. Der alte Mann – damals ein Jugendlicher – stolperte kurz bevor der Schuss, der ihn töten sollte, abgefeuert wurde. Unter Toten liegend überlebte er und konnte sich zu Partisanen durchschlagen. Die alte Frau – damals ein 8jähriges Mädchen – fiel am Rand der Grube hinunter und überlebte so.

Alle anderen, die erzählen, sind Litauer, die damals Jugendliche waren. Beim Hüten der Kühe beobachtete ein Mädchen von einer Anhöhe aus, wie Menschen vom Lastwagen stiegen, sich auszogen und in Reihen aufstellten. In den Häusern musste man die Fenster geschlossen halten wegen des unerträglichen Geruchs der verbrannten Leichen. Man kochte für das etwa 20köpfige Bewachungskommando, und am Wochenende traf man sich zum Tanzen. Mit den Kleidern der toten und den Zahnkronen wurde in den umliegenden Orten ein schwunghafter Handel getrieben. Wer die Kleider denn trug? Schulterzucken und ausweichende Antworten.

Eine Frau insistiert, dass die Täter doch nicht von hier sondern Tschechen waren. Ein Mann widerspricht: Nein, sie sprachen doch litauisch. Auf die Frage, warum sie nicht geholfen hätte, meint eine andere: "Das waren so viele Juden. Warum haben die sich nicht gewehrt." Und wieder eine andere meint auf die Frage, wie sie mit dieser Vergangenheit heute in Ponar lebt: "Jeder muss sterben".

Ein alter Mann, der über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügt und viele Details zu erzählen weiß, stockt als es um seinen Vater geht. Aus den Aufzeichnungen von Sacowitz geht hervor, dass dieser Vater mit den Schuhen Ermordeter gehandelt hat: "Man hat viel über meinen Vater geredet, was nicht stimmt."

Die Zeitzeugenaussagen der Überlebenden und der Litauer wechseln sich ab mit Passagen der Aufzeichnungen. Die Kamera schweift immer wieder über die schöne Landschaft, die vor 60 Jahren nicht viel anders ausgesehen haben dürfte. Der Film dokumentiert die anhaltende Verweigerung von Einfühlung und Mitleid.

Am Ende des Films kommt eine Litauerin ins Bild, die erzählt, wie ihre Mutter und sie zwei Jüdinnen, die fliehen konnten, halfen. Sie gaben ihnen frische Kleidung und wiesen ihnen den Weg zu den Partisanen. Diese Frau weint – die einzige außer den Überlebenden.

Auch der litauische Botschafter war zur Vorführung des Films eingeladen worden. Er sagte ab.

12. Februar CineStar 17.00 Uhr
13. Februar Babylon 17.30 Uhr

Russisch/polnisch/litauisch/hebräisch/englisch
mit englischen Untertiteln
Regie: Limor Pinashof und Yaron Kaftori Ben Yosef
Israel / 93 Minuten

Filme zu jüdischen Themen, Israel / Nahost und Minderheiten auf der Berlinale 2004 und Filmkritiken finden Sie während der Berlinale auf der Startseite von haGalil online www.hagalil.com.

hagalil.com 12-02-04


DE-Titel
US-Titel


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2008 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved