Berlinale
2004:
Pour L'Amour Du Peuple
– I Love You All
Von Gudrun Wilhelmy
Aus Liebe zum Volk
Dokumentation von Eyal Sivan und Audrey Marion
Bundesweiter Kinostart
am 22. April 2004
"Es ist unvorstellbar, nichts wird mehr
kontrolliert."
"Alles umsonst – das ist kaum zu ertragen."
"Die Möglichkeit einer feindlichen Handlung gegen den Staat konnte hinter
allem stecken."
"Es geht nur um Staat und Partei."
"Die Durchsuchung von Wohnungen war kompliziert und spannend. Alles musste
normal aussehen."
"Es ist unvorstellbar, dass es keine Sicherheit mehr geben soll."
"Ich kann mir so eine Zukunft nicht vorstellen."
"Es war meine Berufung für die Stasi zu arbeiten. Ich war stolz darauf
auserwählt zu werden."
"Wir hatten den Ehrgeiz das Land flächendeckend zu beobachten. Wir waren
überall präsent."
"Es ist ein Witz zu behaupten, die Überwachungsmaßnahmen auf öffentlichen
Plätzen dienten der Verkehrskontrolle."
"Es gibt Menschen, denen muss man ihr Glück aufzwingen."
"Die Andersdenkenden waren keine Sekunde unbeobachtet. Sie stellten ihr
Verhalten darauf ein. Es kam vor, dass die zu beobachtende Person auf den
Observierenden zu kam und ihn informierte, wo sie langgehen würde."
"Besonders die Angehörigen der Kirche stellten ein heikles Problem da. Wir
haben voneinander gelernt."
"Die Arbeit mit der Quelle Mensch war unsere Hauptwaffe."
"Beim Bürgerkomitee waren viele IM."
"Zur Stunde will uns niemand haben. Das kann sich von einen Tag auf den
anderen ändern. Doch welcher Staat kann schon auf unsere Kenntnisse
verzichten. Eines Tages werden wir wieder gebraucht."
"Mir erscheint es nicht unsinnig was ich tat."
"Neu denken, wie geht das?"
"Mein Abteilungsleiter hat sich nicht abgesetzt."
"Ich habe ein Stück Geschichte mitgeschrieben.".
"Jetzt sitze ich auf der Straße."
Eyal
Sivan (bekannt durch seine Filme über Eichmann " Der Spezialist", "Aqabat
Jaber: unwiderruflich Friede" oder "Izkor: Sklaven der Erinnerung)": und
Audrey Marion ist eine Dokumentation über einen ehemaligen Offizier des
Ministeriums für Staatssicherheit - Stasi – gelungen, wie sie selten sind.
Die Mischung aus Bildern von Überwachungskameras, von Überwachungskameras
aufgenommene Menschen und Situationen in Räumen, auf Plätzen, an der Grenze,
während Verhören und auch während der Arbeit und im Privaten sind und
bleiben bedrückend.
Fast emotionslos werden die Worte des
ehemaligen nunmehr 40jährigen Offiziers S. nachgesprochen. Und die Zitate
sprechen für sich und für ein Berliner Publikum mögen die Bilder aus einer
Machtzentrale post-hitlerischer und kommunistisch-sozialistischer
Unterdrückung geläufig sein. Ihre Banalität, Spießigkeit und
Aktenergebenheit wirken außerhalb der Stadt und fern des ehemaligen
Grenzverlaufes sicher anders. Doch sie verstören und erdrücken noch immer,
Lysol-Geruch steigt aus ihnen auf.
Die Zitate aus dem Film, während der
Vorführung notiert, und deshalb sicherlich nicht i-tüpfelchen genau zitiert,
sprechen die Sprache der Bilder und die Sprache eines Staates, der sich über
jeden Zweifel erhaben wähnte und Andersdenkende zwanghaft observieren zu
müssen glaubte - scheinbar nicht therapierbar.
Ein erschütterndes Dokument, das Parallelen
zur Nazizeit zwangsläufig nach sich zieht.
Unbedingt ansehen, im Offziellen
Panorama Programm im Kino International am 8.2. um 17:00 Uhr, Wiederholungen
am 11.2. und 15.2. im CineStar um 17:30 Uhr.
Aus Liebe zum Volk / Pour l'amour du peuple
Regie: Eyal Sivan und Audrey Marion
Filme zu jüdischen Themen, Israel / Nahost
und Minderheiten finden Sie
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01-02-04
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