Labyrinth
das CLIPa-Theater in Berlin
Von Gudrun Wilhelmy
Eine überaus erfolgreiche Europa-Tournee des
CLIPA-Theaters aus Israel findet im Tränenpalast einen solchen Zuspruch,
dass die geplanten Vorstellungen vom 12.-15. und vom 17.-19. Februar im
Tränenpalast um 21 Uhr um eine tägliche Vorstellung um 22.30 h ergänzt
wird.
Die Inszenierung „Labyrinth" vom CLIPa-Theater zeigt uns
eine Facette dieses Landes und der Menschen, die wir nur sehr selten
sehen können: Kunst. Was machen junge Künstler, Tänzer in Israel? Sie
kommen nach Berlin und entfachen ein zweistündiges Schauspiel voll
Phantasie, in großartigen Kostümen, einem beeindruckenden Bühnenbild,
stilsicherem Einsatz von Musik und Choreografie.
Auf einem hohen weißen Berg sitzt ein alter Mann und
spricht in vielen Sprachen. Heftet statt des Mondes eine Uhr ohne
Ziffern ans Firmament begleitet von Gesang aus dunklen Schattenräumen.
Das Lebensspiel eines Menschen oder der Menschheit beginnt. Im
überdimensionalen Sack beginnt es sich zu regen. Ein Mensch schlüpft
heraus, lernt sich zu bewegen wie ein neugeborenes Tier. Allein diese
Szene ist von solcher Kraft und Intuition getragen, dass sie den
Zuschauer sofort in ihren Bann zieht.
Begleitet von Marionettenartigen Figuren, deren Kostüme
eine wunderbare Weiterentwicklung Schlemmerscher Figuren sind.
Anziehung, Abweisung, Schabernack, Ausprobieren, Spielen. Alle
menschlichen Handlungen im Verlauf einer Entwicklung klingen in dem
Spiel der Figuren und dem Menschen sowie dem „Kreator" dem
„Marionettenspieler" auf der Bühne und im Zuschauerraum an. Gewalt
drängt sich ins Geschehen, wird zum Teil sogar bestimmend. Bedrückend
lastet sie auf dem Spiel, das Ernst geworden ist. Und die Zeit schreitet
fort.
Die Phantasiefiguren, sind Fabelwesen, armlose Gestalten
in Uniform, Machos in bestechenden Kostümen, Frauen als Emanze oder
Braut. Der nackte Mensch legt sein erstes Hemd ab, erscheint im Anzug
und die Uhr wird um die Ziffern 3, 6 und 9 vervollständigt. Das Spiel
wird immer furioser. Aus den Bergen werden überdimensionale Hände, die
ins Geschehen eingreifen, die Nest sein können oder bedrohlich über
Figuren stürzen.
Zum Schluß schweben zwei Cherubime über dem Saal, der
Mensch, alt und krumm, greift sein erstes Spielzeug wieder auf. Das
Anfangsbild wird neu gesehen. Der Traum vom Fliegen? Der gefallene
Engel?
Wortlos ist die Kunst in diesem Falle und jeder im Saal
lässt seinen eigenen Gefühlen und Gedanken ihren Lauf, einen freien
Lauf. Apokalypse raunt es hinter mir. Das Werden und Vergehen des
Menschen, meint ein anderer Zuschauer. Unbedingt sehenswert meinen alle.
CLIPa-Theater ist ein Ensemble mit überbordender Phantasie, auf dem
hohem professionellen Niveau dargeboten. Ein Zusammenspiel von sechs
Tänzerinnen und Tänzern, die eine gemeinsame Sprache gefunden haben.
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