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4. JKV-Workshop::
"Interkulturelles Altern – eine Herausforderung der Zukunft"

Das Altern veraltet nicht......

Von Dr. Irene Runge

Als wir das Thema andachten, erschien Deutschlands ausländerpolitische und kultur-migrantische Lage noch übersichtlich. Man lebte bequem mit den bewährten Stereotypen vom Gegeneinander und dem Gedanken von der Unverträglichkeit einzelner Kulturen. Solche Sätze waren eingeübt. Sie bedurften damit keines Beweises. Zum Allgemeingut gehörte auch jene urbane Zufriedenheit, deren Basis ein sichtbar florierendes Multikulti bildete. Den Gegnern der Einwanderung war beides ein steter Dorn im farbenblinden Auge.

 

Nicht plötzlich, eher in Schüben hat sich dieses anheimelnde Bild gewandelt. Zu diesem Prozess gehört auch, dass Politiker und Medien kurzerhand zumeist südländisch wirkende sogenannte „ausländische Mitbürger“ zu Muslimen oder, das war die nächste Stufe, zu Islamisten umdeuteten. Eine genauere Differenzierung entfiel; selbst die deutsche Staatsangehörigkeit spielte in dieser Debatte keine Rolle.

 

Die Antworten, sollte in späteren Jahren je nach den Gründen für diese Umbewertung gefragt werden, könnten dann vermutlich eher zögerlich ausfallen. Es wird schwer sein, ein rationales Muster das zu erkennen, wo Emotionen heftig ausgereizt worden sind. In einem solchen Fall von Nachfrage wird schließlich auch eine Klage in Erinnerung gerufen werden, wonach das bewährte deutsche Schulsystem durch fremdsprachige Kinderscharen unvorhersehbaren Kollisionen ausgesetzt war und jugendliche Banden – da müsste ergänzt werden: nicht nur undeutscher Herkunft! - ihre Marken setzten. Sie suchten, so wird die Überlieferung es speichern, ganz grundlos ein sichtbar ungetrübtes Wohlbefinden im Kiez zu trüben.

Als nicht minder bedrohlich hatten sich seinerzeit, so wird berichtet werden, auch kopftuchtragende Frauen im öffentlichen Dienst entpuppt. Von dieser Gefahr erlöste der Gesetzgeber das Land fast in Windeseile, wobei muselmanische Männerbärte als religiöse Symbole weder erkannt, geschweige denn abgeschoren wurden.

 

Eine wirkliche Genugtuung stellte sich damals dennoch nicht ein. Also kam die Zwangsverheiratung junger Frauen in Anatolien auf die deutsche Tagesordnung, wobei das Dilemma der zwangsverheirateten jungen Männer geflissentlich übersehen wurde, obgleich sogar ein Spielfilm aus dem klassischen Einwanderungsland Großbritannien, ein in Manchester handelndes pakistanisches Beispiel, geradezu exemplarisch vorführte (und die nicht minder klassische katholische Reaktion auf private Liebschaften nicht aussparte).

 

Mit großer Vehemenz wurde jedenfalls in Deutschland ganz konservativ ein Ende der multikulturellen Gesellschaft behauptet, und zwar jener, die zuvor in breiten Kreisen als nicht-existent bezeichnet worden war. Auch ein deutsches Leitbild wurde bemüht. Nur wurde nunmehr gemeint, dieses ließe sich durch einen Eid auf die Verfassung erwerben. Da war es nicht weit zur Frage nach neudeutschem Patriotismus, der mangels Suche nach geeigneten historischen Quellen wie dem Jahr 1848 oder ähnliches irgendwo in einem gereinigten Überbau vermutet wurde.

 

Kurz gesagt: In Deutschland ging ein großer Reformwille um.

 

Trotz der dick aufgeblasenen Infamie und trotz manch platter Wahrheiten über die längst hier beheimatete, und doch verschmähte bis verleugnete sozio-ethnische und kulturelle Diversity oder Vielfalt, ließen sich so schwer verdauliche Happen wie Hartz IV,Rechtsextremismus, Finanz-, Gesundheits- und sonstige Krisen nicht ohne Rückstand aus dem Alltagsbewusstsein drängen. Auch die Herauskehrung von das deutsche Fremdeln fördernden kulturellen Nischen, selbst deren trotzige Umbenennung in Parallelgesellschaften ließ sich in aller Öfentlichkeit nicht wirklich dazu nutzen, gesellschaftlich Wesentlicheres zu verstehen. Der Abstand zwischen Mein und Dein wuchs geschwind. Die Abneigung gegen das, was man jüdisch wähnte nahm neue Züge an, während sich eine bislang fast ungekannte Islamfeindschaft erheblich vergrößerte. Jetzt musste die politische Szene gemeinsam mit den Medien gegen erschreckende Reaktionen auf ihre eigene Geschwätzigkeit steuern.

 

Doch die ungute Kampagne hatte auch eine gute Seite. Endlich durften auch Muslime und Muslima ihre Lebensentwürfe öffentlich im Fernsehen vertreten. Und sie taten dies mit Selbstvertrauen, in gutem Deutsch, und bedienten nicht die festgewordenen Vorurteile, die als abendländische Tradition behauptet worden waren.

 

Gänzlich, sicher nicht vorsätzlich, wurde und wird durch die ideologische Schere bisher fast selbstverständlich weggeschnitten, was auch für Migranten, Ein- wie Zuwanderer, Asylbewerber und natürlich alle Nachgeborenen beiderlei Geschlechts gilt: Sie werden allesamt chronologisch, also biologisch älter und damit - in absehbarer Zeit - altgeworden sein. Eine neue Jugend wird sie dann ersetzen. Dieser allerdings wird gemeinhin sehr wenig deutscher Sinn und noch weniger globaler Verstand zugetraut. Was das für die heute und morgen Gealterten und für ihre jeweilige Stadt heißen könnte, das wird die Zukunft zeigen.

 

Das heutige Altsein der Migranten scheint zur Zeit jedenfalls nur die Sozialämter zu beschäftigen. Der Zuwachs an Jahren, genannt Älterwerden, bleibt nach wie vor den eigenen Selbstverständnissen überlassen. Woher sich diese speisen, ist unbekannt. Es bleibt zu beobachten, zu erfragen, zu beschreiben und schleunigstin komplexere politische, kulturelle, soziale, ökonomische Zusammenhänge einzufügen. So wissen wir offensichtlich kaum, welche Vor- und Leitbilder, welche Normen, welche Schwierigkeiten mit dem Altwerden und Altsein in den diversen gesellschaftlichen Gruppen mit ihren verschiedenen kulturellen, religiösen, ethnischen, nationalen Überlieferungen zu entdecken sein werden.

Wie denken sich beispielsweise religiös-orthodoxe Christen, Muslime oder Juden ihren Lebensabend? Und wie sehen sich die Anderen im Alter? Wie – oder werden sie überhauptvon ihrer Umwelt wahrgenommen? Wie fügen sich ihre auf das Alter bezogenen Überlieferungen in die Tatsachen des heutigen und morgigen Deutschlands?

Was unterscheidet diese Altgewordenen voneinander, was macht sie einander ähnlich? Wo können sie davon erfahren?

 

Mir scheint, dass solch Fragen bislang – wenn überhaupt – dann in den ethnischen, kulturellen, religiösen – kurzum in den herkunftsfamiliären Gewissheiten einfach linear stecken geblieben – oder noch nicht einmal gestellt worden sind. Sonst wüssten wir sicherlich mehr.

 

Die vor 150 Jahren mit der Industrialisierung erzwungenen Umbrüche schufen beispielsweise in Deutschland jene städtischen kleinen Familien bis hin zum Single-Haushalt. Aus der Industrialisierung resultierten die ökonomische Unabhängigkeit der Frau und der Familienmitglieder voneinander, jetzt musste es gewisse Sicherheiten für den Produktionsbereich geben, es folgten die von Bismarck eingeführten und durch die Arbeiterbewegung fixierten Renten- und Sozialrechte, es entstand eine Gesundheitspolitik – grob gesagt – so begannen sich die trotz und auch wegen zweier Weltkriege die uns vertrauten westeuropäischen Alternsmodelle herauszubilden. Ich sage uns, und ich weiß genau, dass dieses uns viele ältere jüdische Einwanderer aus Russland oder Spätaussiedler aus Kasachstan, türkische und kurdische Arbeitsmigranten, vietnamesische Vertragsarbeiter, polnische Saisonkräfte oder afrikanische Asylsuchende ausschließen könnte.

 

Wie muss, wie sollte ich mir den Lebensabend der Eltern oder Großeltern in Afrika, Kasachstan, im Libanon, Türkei, in Vietnam – vor allem außerhalb der großen Städte - vorstellen? Sind das Altersentwürfe, die für sie, die Nachfahren, hier in Berlin auch künftig gelten könnten? Es scheint unausweichlich, dass in der modernen westlichen Kern- und Singlefamilie das Thema Alter zunehmend in den Konsum- und Dienstleistungsbereich delegiert wird. Die Langlebigkeit der Alten und die Berufsarbeit der Jüngeren, die Großeltern- und Kindeserwartungen aneinander schließen sich auch aus. Ein neuer Markt ist schon entstanden, auch wenn er sich hierzulande noch undeutlich markiert. Durch die hohe Arbeitslosigkeit in der Generation der über 45-jährigen wird aber gleichzeitig der Eindruck erweckt, als gäbe es eine Rückkehr zur ländlichen Drei- oder Vier-Generationen Familie. Mit der Pflegeversicherung kommt häufig die Idee ins Gespräch, Betreuung und Pflege der bedürftigen Alten könnten kostengünstig wieder in den Familienverbund verlagert werden. Ich halte das für einen Trugschluss.

 

Berufsarbeit gehört nach wie vor zu den Leitbildern des Erwachsenenlebens von westlichen Frauen und Männern. Langlebigkeit ist eine zivilisatorische Leistung, für die es neuer Angebote bedarf. Sollte sich allerdings – wie anzunehmen - eine andere gesellschaftliche Realität dauerhaft durchsetzen, sollte die Berufsarbeit weiterhin schrumpfen und freie Zeit gesellschaftlich verfügbar werden, dann werden sich auch die Leitlinien und mit ihnen das ideologische Drumherum ändern. Ein anderer, vielleicht modernerer Entwurf von generativem Miteinander könnte in unser Blickfeld geraten. Visionen wie diese könnten durch Hartz IV bestärkt werden - werden sie aber nicht, weil die Politik über ihren eigenen Vierjahreszeitrahmen nicht hinaussehen kann, weil der freizeitliche Gedanke noch immer vor allem als Kommerz gedacht wird und im Mangel an gesellschaftlichen Utopien das Träumen – das aber ist, so würde Fontane sagen, ein weites Feld -vergessen wird.

 

Westliche Altersmodelle speisen sich aus historischer Erfahrung. Sie dienen der Gegenwart, doch ohne bislang unausgesprochene Ideen über das kulturelle Altern oder das Altwerden als Kulturleistung wird Verwirrung entstehen. Ohne neues Denken und Wissen können die Alterslebensformen und die Alternswege der in den letzten vier Jahrzehnten Eingewanderten und ihrer Nachfahren kaum vorzudenken und noch weniger nachzuvollziehen sein.

 

Glaubt da wirklich irgendjemand, die schlichte Umsetzung von Altgewordenen in mehr oder weniger gut geführte Wohneinrichtungen mit und ohne Betreuung und Pflege wäre für das heutige anatolische, libanesische oder sowjetische Ideal eines Lebens im Alter als Anregung vermittelbar? Muslime, Christen, Juden und Atheisten aus den östlichen wie südlichen Regionen dürften sich in der Abneigung gegen solche „Leitbilder“ heute noch einig sein.

Doch auch das wird sich allmählich ändern, denn auch hier wird sich die bedauernde Einsicht in solche Notwendigkeiten durchzusetzen haben. Das kommt mit und vom Leben im Westen - allerdings bleibt anzumerken, dass der unaufhaltsam eilige Übergang aus dem Industrie- in das Computerzeitalter mit seinen kulturellen Konsequenzen für die Handlungsvielfalt in allen Lebensaltern bislang öffentlich eher kein Thema ist.

 

So sind andere Familienstrukturen noch immer auf scheinbar ewig verfestigt – wenn man den eigenen Eindrücken und manchen Medienbildern trauen darf. Noch darf die älteste Einwanderergeneration wie selbstverständlich erwarten, dass die nachfolgende (der älteste Sohn, die Tochter) - wenn es nötig ist - die Verantwortung für das elterliche Lebensalter übernehmen. Diese Pflicht gegenüber den Älteren bindet und sie kann jeden anderen Lebensentwurf sehr plötzlich beenden.

Wie kommt es eigentlich, dass uns die Beispiele dafür nicht erreichen, während das Thema Zwangsverheiratung gern kolportiert wird? Hat das vielleicht mit der uneingestandenen Hilflosigkeit gegenüber Alter und Pflege in der Mehrheitsgesellschaft zu tun?

 

Ja, es gibt eine große Aufregung um die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden ist. Diese äußert sich auch als Wut über die Unumkehrbarkeit dieser Entwicklung. Und in wachsender Unsicherheit, nicht selten gepaart mit Angst und Vorbehalten. Im Hinblick auf das fremde Altern gibt es dabei vor allem Vermutungen, was richtig sein könnte. Und es gibt Zumutungen, und jene Situationen, in denen schon das Wort „normal“ ungemein diskriminierend sein kann. Wann und wie sollen die Behördenmitarbeiter lernen, was Altern und Altsein in Anatolien, in Spanien, im tiefen Russland, Süditalien, in Kasachstan, Palästina, Ostafrika oder im Libanon über die Jahrhunderte bedeutete? Wird es ihnen helfen zu begreifen, dass einiges davon heute in Deutschland zu den eigenen, also kulturspezifischen Verhaltensweisen beiträgt, die gemeinhin auf deutscher Seite als etwas Fremdes wahrgenommen werden?

 

Die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland – so das Statistische Bundesamt – besteht aus älteren Menschen mit Migrationshintergrund. Von ca. 7 Millionen Menschen nichtdeutscher Herkunft sind heute mehr als 700 000 über 60 Jahre alt. Sie werden älter werden, sie werden weiterhin hier den Lebensabend verbringen. Im Jahr 2010 werden über 1,3 Millionen Menschen über 60 Jahre Familiengeschichten haben, die noch vor einer oder zwei Generationen fernab von Deutschland spielten. Um 2030 wird sich die Zahl mehr als verdreifacht haben. Das ist –positiv gesehen – eine demographische Tatsache und ein kultureller Reichtum, die Normalität eines Einwanderungslandes. Nicht norm-entsprechend ist es hingegen, die logischen Folgen aus Geburt und Tod auszublenden und sich dann über bevölkerungsstatistische Tatsachen und kulturelle Potenzen zu ereifern.

 

Ich denke, über diese Themen muss beharrlicher nachgedacht werden. Wir brauchen dafür und deswegen dringend die Öffnung der sozialen Dienste, noch dringlicher aber ist die interkulturelle Öffnung der Verwaltung. Noch bedeutsamer scheint mir, dass sich die Mehrheitsgesellschaft an die mit ihnen alternden Minderheiten gewöhnt, ohne Angst zu haben und dass auch den Minderheiten die Prozesse kultureller Vielfalt vermittelt werden. Sehr ernst genommen werden solche Notwendigkeiten noch nicht. Der Druck wird alsbald kommen.

 

Erste und weitere Schritte gibt es dort, wo sich die Probleme häufen. Dadurch entstehen Betreuungsangebote türkischer oder russischsprachiger Dienstleister, nach außen hin kaum kommuniziert sind die Anstrengungen von AWO, Caritas, jüdischer Wohlfahrt und vieler Vereine, Projekte wie die „kultursensible Altenpflegeausbildung“ in Hannover. Wer kennt schon das Baumodell „Interkulturelles Altenhilfezentrum“ in Frankfurt-Höchst? Die Forderung des neuen Altenpflegegesetzes des Bundes ist eindeutig: Ethnien-spezifische Aspekte sind in die Ausbildung - für die spätere Praxis - zu integrieren. Geschieht es in der nötigen Vielfalt, sind die Träger der Erfahrung hier eingebunden?

 

Es lässt sich also vermuten, dass Politiker und Medien alsbald das Neue verkünden werden: Alle Menschen altern, alte Menschen haben spezielle Bedürfnisse und Erfahrungen (und verfügen über Kaufkraft) - und – welch Wunder – ganz plötzlich wird man wissen, dass all das in Deutschland nicht mehr nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch, Russisch, Arabisch, Polnisch, Spanisch oder Vietnamesisch handelt. In diesen Sprachen (und Sprache ist Kultur) müssen viele das Älterwerden bewältigen, ihre physischen Einschränkungen, den Wunsch nach Geselligkeit, Einsamkeit und die Hoffnung auf Begegnung, ihre Neugier auf diese Stadt und deren für junge Leute unsichtbaren Grenzen, den All- wie den Festtag. Werden alsbald Bundes-, Landes- und regionale Kommissionen über das Altern der Migranten nachdenken? Dürfen alt gewordene Migranten dann im Fernsehen über ihr eigenes Leben und ihre Erfahrungen sprechen? Wird verblüfft festgestellt werden, dass auch deren Biographien zur deutschen Geschichte gehören? Wird sich dabei herausstellen, dass es möglich ist, auch in gebrochenem Deutsch von den Altersweisheiten einer anderen Kultur zu berichten? Wie klar wird vorgedacht, dass diese Menschen in Deutschland auch beerdigt werden müssen? Sind die Friedhöfe darauf vorbereitet?

 

„Wellness im Kiez“ – das soll heißen: Im Kiez altern Menschen und mit ihnen altert auch eine migrantische Erfahrung. Zum Wohlgefühl, das heute Wellness heißt, gehören vertraut gewordene Straßen, eine mitalternde Nachbarschaft, der Nachwuchs von nebenan, auch der Tod, gehören öffentliche Treffpunkte, der Bäcker oder der Supermarkt. Im Kiez vergeht auch das Leben der ehemaligen Einwanderer, hier sind sie, die Kiezbewohner, vor allem Berlinerinnen und Berliner unterschiedlicher Herkunft, Religion, Lebensweise. Im Kiez weiß jeder, wie es ist, wenn eine Treppe zu steil und die Straßenbeleuchtung zu dunkel ist. Hier wirken die Fakten des sozialen und ökonomischen Seins sehr direkt. Man lebt anders von Pension oder Rente oder Sozialhilfe. Und es kann sehr verschieden sein, wenn eine Art von Heimat in der eigenen, gemieteten oder mitgenutzten Wohnung etabliert ist und diese aus Altersgründen verlassen werden muss, wenn die Straße unerreichbar geworden ist, wenn die all- und feiertäglichen Rituale fernab stattfinden und es keine Erreichbarkeit von Ärzten, Gemüseläden, Grünanlagen, Moscheen, Kirchen oder Synagogen ohne Hilfe von außen gibt. Dann hat sich der Radius auf wenige Quadratmeter Berlin eingeengt.Wohl dem, der seine treusorgende Familie für solche Fälle ausgerichtet hat und in einer kulturell verständlichen Gegend lebt. Was genau aber ist das? Und die anderen? Gibt es schon ein Know-how des Umgangs mit den tatsächlichen Alternstatsachen einer herkunftsspezifisch gemischten Bevölkerung?

Nicht nur so gesehen kann das Thema Altern nicht veralten. So gesehen müssten die überalterten Vorstellungen und altgewordene Zerrbilder vom Verlauf des Lebens langsam zerbröckeln. Sie tun es aber nicht.

Programm des Workshops
Jüdischer Kulturverein
Russische Juden in Berlin und Deutschland

al / hagalil.com / 2005-02-27

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