1866 wurde die Neue Synagoge mit ihren über
3000 Plätzen eingeweiht (Architekten Eduard Knoblauch
und August Stuehler). Die Zahl der liberalen Juden stieg, so dass eine eigene Synagoge nötig war.
Die orientalisierende Gestaltung (maurischer Stil) sowohl im
Inneren als auch an der Außenfassade entsprachen dem
Zeitgeschmack. Das Gebäude repräsentierte das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft. Die Neue
Synagoge hatte Orgel und Chor. Die Frauenempore hatte
1000 Plätze.
In der Reichspogromnacht wurde sie wegen des mutigen
Einsatzes eines Polizeireviervorstehers nicht zerstört.
Gottesdienste fanden bis 1940 statt. Später wurde sie
als Lager für Heeresbekleidung missbraucht. Im November
1943 wurde sie durch britische Bomben schwer beschädigt.
1958 wurde die Ruine des eigentlichen Synagogenraumes
abgerissen. Nur der ehemalige Eingangsbereich blieb als
Denkmal erhalten.
Die Restaurierungen dieses ehemaligen Eingangsbereichs
begannen 1988. Im Mai 1995 wurde das Gebäude als Museum
eröffnet. Hier wird in einer Dauerausstellung die
Geschichte des Hauses sowie des jüdischen Umfelds
gezeigt. Wechselausstellungen thematisieren
unterschiedliche Aspekte der jüdischen Geschichte und
Gegenwart. Die Ausstellungsgestaltung wird von der
Stiftung Centrum Judaicum Neue Synagoge verantwortet, die
auch für die hier befindlichen umfangreichen
Archivbestände verantwortlich ist und eine wichtige
Forschungsstätte zur jüdischen Berlingeschichte ist.
In diesem Gebäudekomplex finden auch Veranstaltungen der
jüdischen Volkshochschule statt. Die Zweigstelle der Bibliothek
der Gemeinde hat hier ihren Sitz,
und auch sozialarbeiterische Hilfen werden hier
angeboten. Im Kellergeschoss befindet sich
eine Mikwe
(rituelles Tauchbad). |
Etchings by ©Hanah Thiede
Im 3. Stock des Gebäudes befindet sich ein kleiner
Synagogenraum. Dort finden seit April 1998 egalitäre
Gottesdienste statt, d.h. Frauen sind in allen Belangen
gleichberechtigt. Auch zwei Kantorinnen amtieren hier.
Im Mai 1999 fand hier - auf historischem Boden - Bet Debora Berlin statt, die Konferenz europäischer
Rabbinerinnen, Kantorinnen und rabbinisch gelehrter und
interessierter Jüdinnen und Juden.
Das rote Ziegelgebäude nebenan - 1933 als Jüdisches
Museum eingeweiht - ist heute ein wichtiges Zentrum für
die jüdischen Einwanderer aus der ehemaligen
Sowjetunion. Die Berliner Zweigstelle der Zentralen
Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland bietet hier
Sprachkurse, Kulturprogramme, Freizeitaktivitäten und
Beratung an. Im Erdgeschoss befindet sich die jüdische
Galerie.Weitere Informationen:
www.or-synagoge.de |