10. Jewish Film Festival Berlin 2004 / 10. Jüdisches
Filmfestival Berlin 2004
Wahlverwandtschaften -
Qualverwandtschaften
6. - 17. Juni 2004, Kino
Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Strasse 2,
Berlin-Tiergarten, Kartenvorbestellungen: 030 / 269 55 100
PROGRAMM
Sonntag, 6. Juni 19.00 h
und 21.00 h
Unstrung
Heroes
Diane Keaton USA 1995 OF mit dt. UT 94 min.
Wir eröffnen das Festival mit einer
"Wiederentdeckung" aus dem Jahr 1994: Der Film basiert auf einem
autobiografischen Roman des amerikanischen Sportjournalisten Franz Lidz und
spielt in den 1960er Jahren in Los Angeles. Der 12-jährige Steven Lidz lebt
zusammen mit seiner jüngeren Schwester, seiner hingebungsvollen Mutter und
seinem Vater, einem weltfremden Erfinder. Als seine Mutter schwer erkrankt
und sein Vater mit der neuen Situation überfordert ist, wird Nathan zu
seinen Onkeln Arthur und Danny geschickt. Unter dem Einfluss ihrer skurrilen
Betreuung ändert Steven seinen Namen in Franz und entdeckt – zum Leidwesen
seines atheistischen Vaters – sein Judentum. Regisseurin Diane Keaton
verpflichtete für ihr Regiedebüt ein bemerkenswertes Schauspielerensemble,
bestehend aus Andie MacDowell, John Turturro, Michael Richards und Maury
Chaykin.
Montag 7. Juni
19.00
h: Angst
Judy Menczel Australien 1993 OF 56 min
Zu Gast: Debb Filler, Entertainerin
Gleich im ersten Jahr des Jewish Film
Festivals lief der Dokumentarfilm über drei Komödianten aus Australien,
Neuseeland und den USA: Debb Filler, Sandy Gutman und Moshe Waldoks. Alle
drei sind Kinder von Holocaust-Überlebenden und beschäftigen sich privat und
auf der Bühne mit den Schrecken der elterlichen Biografien. Der Film enthält
Interviews mit den Schauspielern, gibt Einblicke in ihr persönliches Leben
und zeigt Ausschnitte aus ihren Auftritten.
21.00 h:
Genghis
Cohn
Elijah Moshinsky Großbritannien 1993 OF 79 min
Mrs. Meitlemeihr
Graham Rose
Großbritannien 2002 OF 30 min
Zu Gast: Graham Rose
Einer der herausragenden Filme des 2.
Jewish Film Festivals war die BBC-Produktion GENGHIS COHN, der mittlerweile
zum Klassiker avanciert ist. Der Film basiert auf dem Roman "Tanz des
Genghis Cohn" von Romain Gary: sechzehn Jahre nach seiner Hinrichtung durch
die Nazis erscheint der Komiker Cohn seinem Mörder in einer bayerischen
Kleinstadt. GENGHIS COHN läuft zusammen mit MRS MEITLEMEIHR von
Graham
Rose, der in seinem halblangen Spielfilm der Frage nachgeht, was passiert
wäre, wenn Hitler am Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin nicht gestorben,
sondern bei Kriegsende nach England geschmuggelt und in einer
heruntergekommenen Londoner Wohnung im East End untergekommen wäre? Graham
Rose ist in der Werbefilmbrache einer der gefragtesten Regisseure. Sein
provokantes Spielfilmdebüt MRS MEITLEMEIHR mit Udo Kier und John Levitt in
den Hauptrollen ist voll tiefschwarzem britischem Humor.
Dienstag 8. Juni
19.00
h:
Wondrous Oblivion (Davids
wunderbare Welt)
Paul Morrison Großbritannien 2003 OF, 106 min
Einer der Publikumserfolge der
diesjährigen Berlinale. Der Film spielt im London der 60er Jahre. Die ganze
Begeisterung des elfjährigen jüdischen David gilt dem Cricketspiel. Doch
jeder Versuch, zu den bewunderten Sportskanonen der Schule zu gehören,
scheitert. Das ändert sich, als nebenan eine Familie aus Jamaika einzieht
und ein Cricketnetz im Garten aufbaut.
Filmkritik
21.00
h: From Swastika to Jim Crow
Steven Fischler, Joel Sucher, Lori Cheatle, Martin Taub USA 1999 OF 56 min
Einführung: Janis Plotkin, San Francisco
Der Dokumentarfilm geht der kaum
bekannten Geschichte deutscher jüdischer Wissenschaftler nach, die nach
ihrer Flucht aus Deutschland im Süden der USA eine Heimat in den sonst nur
von Schwarzen besuchten Colleges fanden. Der Film erzählt von der
Solidarität in der Unterdrückung und davon, wie dauerhafte Beziehungen und
Gemeinschaften in den unmöglichsten Situationen entstehen können.
Mittwoch 9. Juni
19.00
h: My Architect
Nathaniel Kahn USA 2003 OF 116 min
Einführung: Thomas Albrecht, Architekt, Büro Hilmer & Sattler und Albrecht
Berlin
Für Kenner der Baugeschichte gehört
Louis I. Kahn zu den wichtigsten Architekten der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Als er 1974 an einem Herzinfarkt starb, hinterließ er nicht
nur eine Handvoll von ihm realisierter, beeindruckender Gebäude –
geometrische Kompositionen aus Stein, Beton und Licht, sondern auch drei
Familien. Kahns einziger Sohn Nathaniel versucht in seinem Dokumentarfilm
das Leben und Werk dieses rätselhaften Mannes zu erkunden.
21.30
h: Voyages
Emmanuel Finkiel Frankreich 1999 OF franz./jidd. mit franz. UT, dt.
eingespr. 115 min,
Emmanuel Finkiels VOYAGES beeindruckte
das Berliner Publikum während der Jewish Film Festivals 2000. Der vielfach
ausgezeichnete, anrührende Film schildert die Suche dreier Frauen. Die
65jährige Riwka, eine seit langem in Israel lebende Französin, hat mit einer
Reisegruppe auf dem Weg von Warschau nach Auschwitz eine Panne. Angst macht
sich unter den Reisenden breit. Die gleichaltrige Régine lebt in Paris. Die
Ankunft eines alten Mannes aus Litauen, der behauptet, ihr in einem
Konzentrationslager verschollen geglaubter Vater zu sein, erschüttert ihr
einsames Leben. Die 80jährige Vera ist gerade aus Russland nach Israel
emigriert, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Auf der Suche nach einer
Cousine muss sie Tel Aviv durchqueren. Schließlich trifft sie in einem Bus
zufällig auf Riwka.
Donnterstag 10. Juni
19.00
h: Freud Leaving home
Susanne Bier Schweden 1991 Schwed. OF mit engl. UT, dt. eingespr. 103 min.
Der Film, mit dem wir das 1. Jewish
Film Festival 1995 eröffneten, war FREUD LEAVING HOME über eine
Familienfeier in Stockholm anlässlich des sechzigsten Geburtstags der
Mutter. Die jüngste Tochter, "Freud", sollte das Haus längst verlassen
haben. Aus Jerusalem kommt Deborah, die religiös gewordene Tochter, und aus
Miami David, der schwule Sohn. Im Verlauf des Festes werden die
Familienmitglieder mit den unterschiedlichen persönlichen und familiären
Realitäten konfrontiert. Mit FREUD LEAVING HOME stellte sich Susanne Bier
"der tief verwurzelten Angst, die mit dem Wissen, dass unseren Eltern Sachen
passiert sind, über die wir nichts wissen, zusammenhängt".
21.00
h: Bit by Bit
Jonathan Metzger Schweden 2002 OF mit engl. UT, dt. eingespr. 85 min
Gast: Drehbuchautor Jonas Raber
Im Mittelpunkt des schrägen
Erstlingswerks des schwedischen Regisseurs Jonathan Metzger steht der
fünfundzwanzigjährige verträumte und liebenswerte J. Er ist ein
hoffnungsloser Video-Game-Junkie und weiß kaum etwas von der wirklichen
Welt. Eines Tages geht sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung: unter
Tausenden von Mitbewerbern hat er sich für die Nintendo World Cup Games in
Los Angeles qualifiziert. Es gibt nur ein Problem: der Nintendo World Cup
findet am gleichen Tag wie Seder statt, dem Höhepunkt im Leben jeder
jüdischen Familie.
Sonntag 13. Juni
11.00
h: Moments / I Have a Dream
Israel 2002 / 2003 OF mit engl. UT, dt. eingesprochen ca. 120 min.
Auf besonderen Wunsch des Publikums
wiederholen wir die beiden Kurzfilmprogramme Moments / I Have a Dream. Die
Kurzfilmprogramme entstanden auf Initiative des Jerusalemer Filmfestivals.
Junge israelische Filmemacher, aber auch renommierte Größen des israelischen
Films wurden aufgefordert, sich in drei- bis vierminütigen Filmen über die
augenblickliche Situation in Israel zu äußern. So entstanden kurze
Dokumentarfilme, Satiren, persönliche Bekenntnisse und vieles andere mehr –
eine Vielfalt der Genres, Stile und Haltungen.
17.00
h: No.17
David Ofek Israel 2003 OF mit engl. UT, dt. eingespr. 75 min
Gast: Regisseur David Ofek
Im Juni 2002 wurde ein Bus auf der
Fahrt von Tel Aviv nach Tiberias zum Ziel eines Bombenattentats. 17 Personen
starben, 16 wurden identifiziert; die Nummer 17 nicht. Wenige Wochen später
wurde der Leichnam anonym bestattet. Über einen Zeitraum von sechs Monaten
dokumentierten die Filmemacher David Ofek, Ron Rotem und Elinor Kowarsky die
Suche nach der Identität eines Mannes, den niemand vermisst gemeldet hat. So
entstand der Film NO.17, das Porträt einer Gesellschaft im Schatten des
Todes. Als man die Suche schon aufgeben will, ergibt sich dennoch eine vage
Spur …
19.00 h: Shiva for my Mother
Yael Katzir Israel 2003 OF mit engl. UT, dt. eingespr. 55 min
Gast: Regisseurin Yael Katzir
"Mama ist heute früh gestorben. Wie
habe ich mich danach gesehnt, dass sie mich einmal in den Arm nimmt und lobt
– sie hat es aber nie gemacht." Mit diesen Worten beginnt Yael Katzirs sehr
persönlicher Film über die Trauerwoche nach dem Tod ihrer Mutter, "bei dem
sich die verschiedenen Stufen der Trauer während der Tage der Shiva langsam
entfalten" (Yael Katzik). Der Film ist aber auch das bewegende Porträt ihrer
Eltern, typischer Vertreter des Schmelztiegels Tel Aviv: einer Sabra und
eines Berliner Arztes, der den Nazis 1933 nur mit Schwierigkeiten entkommen
konnte.
21.00
h: The Barbecue People
David Ofek, Yossi Madmony Israel 2002 Hebr. OF mit engl. UT, dt. eingespr.
102 min
Gast: Regisseur David Ofek
Israel Ende der achtziger Jahre. In den
grünen Hügeln vor einer kleinen Arbeiterstadt findet eine Grillparty statt,
mit der eine irakische Einwandererfamilie den 40. Jahrestag der
Unabhängigkeit Israels feiert. Überraschend taucht ein ehemaliger Geliebter
der Mutter auf. Als der Ehemann in die USA reist, gerät die Mutter, nun mit
ihrer alten Liebe allein, in einen Sturm der Gefühle, bei der es auch um die
traumatische Begegnung zwischen dem irakischen Erbe der Eltern und der
israelisch-zionistischen Kultur der Kinder geht.
Montag 14. Juni
19.00
h:
Strange Fruit
Joel Katz USA 2002 OF 57 min
zu Gast: Joel Katz
The House I Live In
Mervyn LeRoy USA 1945 OF 10 min
Das Lied "Strange Fruit" werden viele
mit der Sängerin Billie Holiday in Verbindung bringen. Es war eines der
Lieder, mit denen sie berühmt wurde. Nur wenige wissen, dass nicht sie den
Text zu diesem Lied schrieb, sondern ein jüdischer Oberschullehrer und
aktiver Gewerkschafter aus der Bronx, Abel Meeropol. Unter dem
schockierenden Eindruck des Fotos einer Lynchszene und unter dem Pseudonym
Lewis Allan schrieb Meeropol Ende der 1930er Jahre sowohl das schlichte
Gedicht als auch die düstere Melodie. Doch STRANGE FRUIT ist nicht nur ein
Film über die Entstehungsgeschichte des legendären Liedes, sondern auch ein
spannendes Porträt von Abel Meeropol und seiner Frau Anne, die die Kinder
der 1953 hingerichteten Julius und Ethel Rosenberg, Robert und Michael,
adoptierten. Als Vorfilm zu STRANGE FRUIT zeigen wir THE HOUSE I LIVE IN,
dem ein weiteres Lied von Abel Meeropol zu Grunde liegt. Der 1942
geschriebene Song wurde von Frank Sinatra aufgenommen und ist ein vehementer
Aufruf zur Toleranz. Der Kurzfilm entstand drei Jahre später und wurde mit
einem Oskar ausgezeichnet.
Im Gedenken an die Hinrichtung von Ethel und Julius Rosenberg 1953
21.00
h: Michael und Robert
Netty Rosenfeld Niederlande 1997 engl. OF 59 min
Netty Rosenfelds Dokumentarfilm widmet
sich den Kindern von Julius und Ethel Rosenberg, die 1953 in den USA wegen
angeblichen Geheimnisverrats an die Sowjetunion hingerichtet wurden. Zu
dieser Zeit waren ihre Söhne Michael und Robert gerade sechs bzw. zehn Jahre
alt. Im Frühjahr 1997 traf sich die niederländische Filmemacherin mit den
beiden, um über ihre Kindheit und ihr Leben unter dem von ihren
Adoptiveltern übernommenen Familiennamen Meeropol zu sprechen. Anhand von
Fotos, Super8-Filmen und Briefen von Ethel Rosenberg an ihre Söhne entsteht
ein eindrucksvolles Porträt.
Dienstag 15. Juni
19.00
h: Behind Enemy Lines
Dov Gil-Har Israel 2003 Hebr./Arab. OF mit engl. UT, dt. eingespr. 65 min
Gast: Regiseur Dov Gil-Har
In Behind Enemy Lines begleitet Dov
Gil-Har Benny Hernes, einen israelischen Polizeioffizier, und Adnan Joulani,
einen palästinensischen Journalisten, auf einer Reise zu den Schauplätzen
und Symbolen des israelisch-palästinensischen Konflikts. Jeder hat dabei das
Ziel, den anderen von seiner eigenen Wahrheit zu überzeugen. Kurz nach ihrer
Reise bricht die zweite Intifada aus. Trotz der Unterschiede ihrer
Sichtweisen versuchen Adnan und Benny, Möglichkeiten einer Kommunikation zu
finden.
21.00
h:
El
Abrazo partido (Lost Embrace)
Daniel Burman Argentinien 2004 OF mit dt. UT 99 min
Daniel Burman war bereits 2001 mit
seinem vorletzten Film Waiting for the Messiah auf dem Jewish Film Festival
vertreten. In diesem Jahr zeigen wir seinen jüngsten Film El Abrazo partido
(Lost Embrace) über den jungen Ariel, dessen Welt ein kleines
Einkaufszentrum mitten in Buenos Aires ist, wo seine Mutter einen
Damenunterwäscheladen betreibt . Viele seiner Altersgenossen, die auf der
Suche nach ihren Immigrantenwurzeln sind, warten nur auf den Ausreisepass,
der für sie der Schlüssel zu einer großen Welt voller Versprechungen ist.
Ariel dagegen beschäftigt etwas anderes: Warum verließ sein Vater die
Familie kurz nach seiner Geburt, um in Israel zu kämpfen? Warum kehrte er
nie zurück? Und warum scheint dies weder die Mutter, noch den Bruder zu
bekümmern? Eines Tages steht der Vater vor ihm.
Mittwoch 16. Juni
19.00
h: Under Strange Skies
Daniel Blaufuks Portugal 2002 Engl./dt. OF mit engl. UT 57 min
Gast: Regisseur Daniel Blaufuks
Lissabon im 2. Weltkrieg galt als der
"Wartesaal Europas". Wie in Casablanca, so warteten auch hier die
Flüchtlinge auf die Möglichkeit einer Einschiffung nach Amerika, um Hitler
zu entkommen. In elegischen Bildern erzählt Daniel Blaufuks in seinem
Dokumentarfilm die Geschichte einer jüdischen Familie aus Deutschland, die
zu den wenigen Flüchtlingen zählt, die sich in Portugal niederlassen
konnten.
21.00
h: Daniel
Sidney Lumet USA/Großbritannien 1983 OF mit dt. und franz. UT 130 min
Dreißig Jahre nach der Hinrichtung von
Ethel und Julius Rosenberg griff Sidney Lumet ihre Geschichte noch einmal
auf. Im Mittelpunkt des Spielfilms steht Daniel, der Sohn von Paul und
Rochelle Isaacson, die 1953 wegen angeblichen Verrats von Atomgeheimnissen
an die Sowjetunion hingerichtet wurden. Als er in den späten 1960er Jahren
als Doktorand in New York studiert, wird er durch den Selbstmordversuch
seiner Schwester Susan aus seiner bisherigen unpolitischen Haltung
herausgerissen. Er beteiligt sich an der Antikriegsbewegung und beginnt,
seine Kindheit zu erforschen und seine Erfahrungen mit denen seiner Eltern
zu vergleichen.
Im Gedenken an die Hinrichtung von Ethel und Julius Rosenberg 1953
Donnerstag 17. Juni
19.00
h: Prozess
Alexander Seldowitsch Russland 2003, OF mit engl. UT, dt. eingespr. 100 min
Einführung: Juri Vexler
Gast: Produzent Arsen Gottlieb
Anlässlich des 50. Jahrestages der
Ermordung des Jüdischen Antifaschistischen Komitees in Moskau hat der
russische Regisseur Alexander Seldowitschs versucht, anhand der minutiösen
Aufzeichnungen der dreimonatigen Gerichtsverhandlung, die mehrmals aus
Mangel an Beweisen eingestellt werden sollte, die Hintergründe des
stalinistischen Unrechtsurteils zu rekonstruieren.
21.00
h: Resist
Dirk Szuszies, Karin Kaper, Belgien 2003 90 min. engl. OF
Gäste: Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies
Zum Abschluss des Festivals zeigen wir
Dirk Szuszies’ und Karin Kapers Dokumentarfilm RESIST über Judith Malina,
die kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs mit ihrer jüdischen Familie ihr
Heimatland Deutschland verlassen musste und Zuflucht in New York suchte.
Gemeinsam mit Julian Beck gründete sie 1951 das legendäre "Living Theatre",
das seit mehr als fünfzig Jahren durch die Welt reist, um Zeichen zu setzen,
politisches Bewusstsein zu schaffen, die Welt zu verändern. Die Regisseure
begleiteten die charismatische Gründerin Judith Malina und ihre Truppe zum
Wirtschaftsgipfel nach Genua, in palästinensische Flüchtlingslager im
Libanon, auf die Straßen New Yorks nach dem 11. September. Nebenbei erzählt
der Film von Judiths 1985 verstorbenem Lebensgefährten und Mastermind Julian
Beck, den legendären Inszenierungen der Sechziger und Siebziger, von Demos
gegen den Vietnamkrieg und für die Revolution, damals in Paris im Mai 68.
"Beim Living Theatre zu sein, hieß immer, mit den drängenden Fragen der
heutigen Welt konfrontiert zu werden. (...) Ich bin überzeugt, dass diese
illusionslosen Zeiten, in denen wir uns befinden, der richtige Moment ist,
einmal klar zu stellen, was es bedeuten kann beim Living Theatre zu sein."
(Dirk Szuszies)
Gerhard-Klein-Publikumspreis
Auch in diesem Jahr wird wieder der
Gerhard-Klein-Publikumspreis verliehen, der dem 1999 im Alter von 79 Jahren
verstorbenen Gerhard Klein gewidmet ist. Der Preis wird von der Familie
Gerhard Kleins gestiftet und ist mit 2.000 Euro dotiert. Alle Besucher des
Jewish Film Festival Berlin sind
eingeladen, ihren Favoriten zu benennen und damit den Preisträger zu
bestimmen.
Publikation
Anlässlich des 10jährigen Jubiläums gibt
die Jüdische Volkshochschule eine Festschrift über das Jewish Film Festival
Berlin heraus, in dem auf 160 Seiten u.a. der Frage nachgegangen wird, was
einen Film jüdisch macht
Zusätzlicher Spielort
Wir freuen uns außerdem, dass das
Jewish Film Festival Berlin im Jubiläumsjahr einen zusätzlichen Spielort
bekommen hat: im Filmmuseum Potsdam werden am 17., 21., und 22. Juni
ausgewählte Filme des Programms wiederholt.
Das 10. Jewish Film Festival Berlin ist
eine Veranstaltung der Jüdischen Volkshochschule Berlin in Zusammenarbeit
mit den Freunden der Deutschen Kinemathek und mit finanzieller Unterstützung
des Hauptstadtkulturfonds.
Gesamtleitung: Nicola Galliner
hagalil.com
28-05-04
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