Jüdische Kulturtage 2002:
JEWels
Von Gudrun Wilhelmy
Fünf Kurzfilme sind mit einem kleinen Budget für
die Jüdischen Kulturtage 2002 zum Thema Berlin-Open entstanden und damit
ein Novum. Dabei sind sehenswerte Arbeiten herausgekommen, die im Kino
Arsenal in einer über zwei Stunden langen Vorführung gezeigt wurden.
Die Dokumentation über Berliner (Sharon Brauner),
denen jeweils fünf Fragen gestellt wurden, zeigt Porträtskizzen von
Berlinern - Juden und Nicht-Juden. Erst mit der vierten Frage wird
deutlich, wer von den Befragten jüdisch ist und welche Haltung Juden
gegenüber eingenommen wird. Diese Kurzportraits bringen eine weitgehende
Toleranz zu Tage und für viele Berliner ist noch immer "Leben und leben
lassen" – wie der Filmtitel lautet – die Maxime. Einige der Interviewten
äußern sich eindeutig antisemitisch und rechtsradikalem Gedankengut
nahestehend. Es ist eine gute und gelungene Dokumentation.
Was macht man, wenn man nur noch einen Drehtag hat?
Man filmt sich selbst (Dani Levy), die Familie, die Freunde. Das dennoch
ein verblüffend guter und vielschichtiger Film entstanden ist,
überrascht um so mehr. Mit viel Humor und Liebe zeigt Dani Levi selbst,
seine kleine Tochter und Freunde. Er unternimmt, als orthodoxer Jude
verkleidet, einen Ausflug in die Vergangenheit: Seit 22 Jahren in Berlin
hatte er bisher nicht das Haus aufgesucht, in dem seine Mutter bis zu
ihrem 10. Lebensjahr 1934 wohnte. Ein wunderbarer kleiner Film.
Ulrike Ottingers Purim-Film erscheint filmisch groß
als Kurzfilm dagegen flach. Zu klein um die groß angelegten Entwürfe zu
fassen. Dies ist nicht ihre Form. Den Darstellern, russischen Juden,
schien es großen Spaß zu gemacht zu haben, aber ihre Filmbilder sind
Bilder für einen großen Film, in dem Kostüm, Dekoration, Farben sich
entfalten und ihre Sprache sprechen. Schade.
Eine weitere Dokumentation über das Jüdische Museum in
Berlin (Esther Slevogt und Arielle Artsztein), seine Angestellten und
Besucher, zeigt vor allem die dort geleistete Aufklärungsarbeit. Der
Film schwankt unentschieden zwischen individuellen Portraits und
Dokumentation. Dieser Spagat ist nicht gelungen. Ein Guide erzählt
Museumsbesuchern, daß nur zu Jom Kippur Mazze gegessen wird (er erwähnt
auch noch Chanukka und Rosch Hashana) und löst damit Heiterkeit beim
Kinopublikum aus. Großartig die Szene mit dem Sänger, der sich im Museum
aufstellt und singt – weil es dort am besten schallt.
Zwei Töchter, die eine lesbisch, die andere
heterosexuell (Myriam Halberstam), über 30 und immer noch ohne
potentielle Ehepartner. Was macht die Mutter: sie ruft eine bekannte
jüdische Heiratspartner-Vermittlung an. Natürlich sträuben sich beide
Töchter. Sie versuchen auf ihre Weise Partner zu finden und senden sich
gegenseitig, um den unangenehmen Kandidaten zu entkommen
"Rette-mich-SMS". Dann versuchen sie es am Ende doch mit der jüdischen
Partnervermittlung, denn bis Rosch Haschana will die Mutter ihre Töchter
unter der Haube sehen. Und es klappt wider erwarten. Lustig, spannend,
lebensnah. Aus dieser Geschichte ist ein richtiger Film zu machen.
Weil die Filme so großen Anklang fanden, wird es im
Dezember weitere Vorstellungen geben.
Re-Generation:
Ausstellung der Künstlergruppe Meshulash
Berlin
Adriana Altaras im
Porträt:
Currywurst und Mazzebrot
hagalil.com
18-11-02
•
Synagogen
und Gottesdienste
•
Wichtige Adressen
•
Koscher in Berlin
•
Rabbiner in Berlin
•
Jüdische Gruppen
•
Archive und Bibliotheken
•
Zeitungen
•
Terminkalender
•
Führungen
•
Stadtplan
•
Startseite
•
English Content |